Klettersteig mit Kindern – 11 Tipps für mehr SICHERHEIT
Eine Klettersteigtour mit Kindern ist bei richtiger Planung und Vorbereitung ein unvergessliches Erlebnis für die ganze Familie. Wir haben 11 Tipps für mehr Spaß und Sicherheit zusammengestellt.
Klettersteig mit Kindern – kurz zusammengefasst
- Leichte Klettersteige wählen und viele Pausen einplanen.
- Kinder unter 40 kg in heiklen Passagen immer per Seil nachsichern.
- Pro Kind ein Erwachsener.
- Auf die passende Ausrüstung (Gurt, Helm, Klettersteigset, Schuhe) achten.
- Bei Unsicherheit lieber einen Bergführer für die erste gemeinsame Tour buchen.
1. Wähle einen leichten und kurzen Klettersteig
Wenn ihr eure erste Tour plant, sucht euch einen möglichst leichten Klettersteig, wie einen Übungsklettersteig mit kurzem Zu- und Abstieg. Oder ihr nehmt euch nur einen leichten Teilabschnitt eines Klettersteigs vor.
Das A & O ist es Überforderung (sowohl bei Eltern, als auch bei Kindern) zu vermeiden.
Wir empfehlen euch mit einem Klettersteig der Kategorie A oder B mit soliden Sicherungen anzufangen.
Hinweis: Moderne Klettersteige sind deutlich besser abgesichert als ältere traditionelle Klettersteige.
Lest das Topo genau, befasst euch mit den Schlüsselstellen und beantwortet die Frage, ob diese für die Kinder alleine bzw. im nachgesicherten Zustand machbar sind.
Eltern bzw. die Erwachsenen müssen den Klettersteig souverän begehen können, um den Kindern bei Problemen helfen zu können. Plant zeitlich auf jeden Fall einen Puffer ein, zum Beispiel weil ein Kind nicht mehr weitergehen will oder eine längere Pause notwendig ist.
Klettersteigtouren mit Baby oder Kleinkind im Tragerucksack (Kraxe) sind zu gefährlich und ich rate euch dringend davon ab.
2. Zuerst die Grundtechniken lernen und üben
Bevor Kinder ihre erste Klettersteigtour machen, sollten Sie die Grundtechniken beherrschen.
Am besten ihr übt diese zuhause in gewohnter Umgebung in aller Ruhe ein.
Die Kinder müssen sich erst an Gurt, Helm und Klettersteigset gewöhnen.
- Einfache Spiele mit dem Equipment, in dem sie die Karabiner des Klettersteigsets in ein Seil einhängen und umhängen sind hilfreich.
- Auch der Umgang mit der Rastschlinge lässt sich am Spielplatz oder im Garten ganz spielerisch lernen.
3. Kinder dürfen nicht stürzen!
Ein Sturz am Klettersteig ist auf jeden Fall zu vermeiden. Das gilt für Kinder noch mehr als für Erwachsene.
Moderne Klettersteigsets nach der Norm EN 958:2017 sind heute auf ein Gewicht ab 40 kg ausgelegt.
Da viele Kinder aber deutlich leichter sind und der Bandfalldämpfer im Fall eines Sturzes nicht zuverlässig auslösen würde, müssen Kinder unter 40 kg am Klettersteig von einem erfahrenen Erwachsenen per Seil nachgesichert werden.
Nachsichern erfordert von den Erwachsenen ein souveränen und routinierten Umgang mit Seil und Sicherung.
4. Für jedes Kind ein Erwachsener
Kinder sind manchmal unberechenbar und ein Erwachsener schafft es im Zweifelsfall nicht auf zwei aktive Kinder gleichzeitig aufzupassen.
Um die Sicherheit der Kinder zu jedem Moment zu gewährleisten, gilt am Klettersteig die Regel: Pro Kind ein Erwachsener.
5. Das Kind geht voraus
Am Klettersteig geht der schwächste Teilnehmer, in diesem Fall das Kind, voraus.
Erwachsene sollten immer einen Blick darauf werfen, ob das Kind das Klettersteigset richtig bedient und eventuell beim Umhängen der Karabiner helfen.
Auch Hilfestellungen beim Steigen sind einfacher, wenn man hinter dem Kind geht. Es ist außerdem leichter das Kind zu beruhigen, wenn man hinter ihm geht, als es von weiter oben antreiben zu müssen. Ist ein Kind mit zwei Erwachsenen unterwegs, geht einer vor und einer hinter dem Kind.
6. An schwierigen Passagen zusätzlich sichern
Bei der ersten Klettersteigtour mit Kindern haben schwierige Passagen nichts verloren.
Dabei geht es um das Kennenlernen der Technik, das Handling des Sets und darum die neue Art der Fortbewegung kennenzulernen.
Haben die Kinder erste Klettersteige souverän gemeistert und wagen sich – aus eigenem Antrieb – an schwierigere Klettersteige, sollten Sie bei schwierigen Stellen zusätzlich mit einem Seil nachgesichert werden.
7. Erwachsene brauchen Klettersteig-Erfahrung
Um einen Klettersteig souverän mit Kindern zu begehen, ist seitens der Erwachsenen Erfahrung erforderlich. Wer selbst noch nie am Klettersteig unterwegs war, sollte erst einmal selbst Erfahrung aufbauen.
Ausserdem sollte der Erwachsene den geplanten Klettersteig bereits kennen – so kommt es zu keinen unnötigen und stressigen Überraschungen.
Wer sich mit seinen Kindern an das Abenteuer Klettersteig wagt, muss souverän agieren.
Überforderung führt im schlimmsten Fall zu schweren oder gar tödlichen Unfällen. Wer bestens vorbereitet sein will oder am eigenen Können zweifelt, kann einen Kurs besuchen oder sich einen Bergführer nehmen.
8. Kein Rucksack für die Kids
Um den Kindern keine zusätzliche Belastung zuzumuten, sollten sie am Klettersteig keinen eigenen Rucksack tragen.
Ausrüstung, Wechselkleidung, Proviant und Wasser für die Kinder werden bei den Erwachsenen untergebracht.
Das beugt einer frühen Ermüdung vor und sorgt auch dafür, dass sich die Kinder am Klettersteig perfekt bewegen können und nicht eingeschränkt fühlen.
9. Passende Klettersteige für jedes Alter wählen
Ab wann eine gemeinsame Tour mit Kindern Sinn macht, ist stark von der körperlichen Konstitution und auch der Erfahrung der Kinder abhängig.
Der Deutsche Alpenverein hat zu dieser Frage offiziell Stellung bezogen.
Der Verein empfiehlt – bei entsprechender Konstitution – das Klettersteiggehen zwischen 6 und 9 Jahren an Klettersteigen der Kategorie A und B mit kurzen Zustiegen und maximal 500 Höhenmetern.
Für Kinder zwischen 9 und 14 Jahren empfiehlt der Alpenverein Steige bis maximal Kategorie D und einem Höhenunterschied von 1000 Höhenmetern.
Kinder, die in den Bergen aufwachsen meistern schon in frühen Jahren Touren mit 1000 Höhenmetern oder mehr, kraxeln souverän an Felsen herum und tun sich auch am Klettersteig leichter.
Kinder aus dem flachen Norddeutschland, die zum ersten Mal auf Bergurlaub in den Alpen sind, haben wahrscheinlich größere Startschwierigkeiten.
10. Genügend Zeit und Pausen einplanen
Jeder, der Kinder hat, weiß, dass man mit Kindern oft schwer planen kann. Das gilt auch für eine Klettersteigtour. Zeitstress und Hektik sind hier fehl am Platz.
Es kann sich die geplante Tour schnell um eine halbe Stunde oder Stunde nach hinten verschieben.
Auch unterwegs muss immer wieder Zeit für Trinkpausen sein. Ganz wichtig ist es, dass die Kinder noch Reserven für den Abstieg haben.
Oft ist der Abstieg bei einem Klettersteig mit der ein oder anderen schwierigen Passage gespickt oder es handelt sich um steil abfallende Waldwege. Da ist Konzentration wichtig und es sollten noch Kraftreserven vorhanden sein.
11. Im Zweifelsfall: Bergführer oder Klettersteigkurs buchen
Wenn dir beim Durchlesen der Tipps klar geworden ist, dass ein Klettersteig mit deinen Kindern vielleicht doch nicht ganz so easy ist, nimm dir einen Bergführer oder besucht als Familie einen Klettersteigkurs.
Dort wirst du lernen, wie du die Kinder richtig nachsicherst, und worauf du am Klettersteig mit dem Nachwuchs achten musst. Du wirst dich anschließend mit einem viel sichereren Gefühl an eure gemeinsame Klettersteigunternehmung wagen.
Welche Klettersteigausrüstung benötigen Kinder?
Die Ausrüstung für Kinder unterscheidet sich in einigen Punkten von der Ausrüstung der Erwachsenen.
Klettersteigsets für Kinder
Wie unser aktueller Klettersteigset-Test ergeben hat sind spezielle Sets für Kinder nicht immer sinnvoll, da die Karabiner zu klein sind. Es ist deutlich schwieriger die Kleinen Karabiner in das dicke Stahlseil ein- und auszuhängen.
Grundsätzlich gilt:
- Leichte Klettersteigsets die etwas kürzer sind.
- Zu lange Klettersteigsets hängen bei Kindern bis auf den Boden und sind hinderlich.
- Achte auf einfachste Bedienung der Karabiner.
Alle Klettersteigsets sind für ein Minimalgewicht von 40 Kilogramm ausgelegt. Das Nachsichern für leichtere Kinder per Seil ist daher Pflicht.
Komplettgurt oder Hüftgurt
Für kleinere und unsichere Kinder empfehlen wir einen Komplettgurt, der über Brust und Hüfte geht. Der Schwerpunkt liegt bei Kindern weiter oben, und ein solcher Gurt verhindert, dass Kinder bei Stürzen nach hinten kippen.
Größere Kinder können eine Hüftgurt tragen.
Kletterhelme für Kinderköpfe
Kletterhelme für Kinder sind an die kleinere Kopfgröße angepasst. Fahrradhelme haben am Klettersteig nichts zu suchen. Sie sind nicht auf Schutz vor Steinschlag ausgelegt.
Klettersteighandschuhe
Klettersteighandschuhe schützen die empfindliche Kinderhaut bei der Bedienung des Klettersteigsets und beim Angreifen von Seilen, Leitern und dem Felsen.
Arbeitshandschuhe für Kinder* sind günstiger und funktionieren genauso gut.
Gut eingetragene Bergschuhe
Leichte, gut eingetragene Bergschuhe, die über die Knöchel reichen, runden die Ausrüstung ab.
- Technik
- Taktik
- Planung
- Training
10 einfache Klettersteige für Kinder
- Der Kanzianiberg in Kärnten (Österreich)
Der Kanzianiberg in Kärnten am Faaker See ist ein Eldorado für Klettersteigfreunde. Für Familien gibt es eine Einsteigerrunde, die mit A bewertet ist und somit ideal für die ersten Versuche am Klettersteig ist. Außerdem befinden sich am Kanzianiberg viele weitere Routen, um zu üben und sich langsam zu steigern.
- Via Ferrata Bambini in der Hersbrucker Schweiz (Deutschland)
Der mit B/C bewertete Klettersteig hat durchaus seine anspruchsvollen Stellen. Es gibt aber am Einstieg gute Gelegenheiten zum Üben und die ganze Familie kann sich dort vor der Tour mit dem Handling von Seil und Klettersteigausrüstung vertraut macht.
- Familienklettersteig Mayrhofen im Zillertal (Österreich)
Dieser Klettersteig ist eine Mischung aus Klettersteig und Hochseilgartenelementen und ideal für die ganze Familie, um einen ersten gemeinsamen Klettersteig zu begehen. Auf dem Steig werden 200 Höhenmeter überwunden und ihr solltet 1,5 bis 2 Stunden einplanen.
- Die Klettersteige Kali + Kala am Sattelberg bei Ramsau am Dachstein (Österreich)
Am Sattelberg ist der Klettersteig Kali perfekt für Kinder und der Klettersteig Kala perfekt für Jugendliche eingerichtet. Auf beiden Steigen können schwierige Stellen umgangen werden und der Abstieg kann per Flying Fox abgekürzt und somit deutlich spaßiger gestaltet werden.
- Der Geierwally-Klettersteig am Innsbrucker Klettersteig (Österreich)
Hoch über den Dächern Innsbrucks wurde am Hafelekar an der Nordkette der kurze Geierwally-Klettersteig erschlossen. Er ist als A/B klassifiziert, bietet aber auch eine B/C-Variante.. Die schwierigere B/C-Variante ist der ideale Test für den kompletten Innsbrucker Klettersteig, Denn wer hier scheitert, sollte in den Steig erst gar nicht einsteigen.
- Der Obertraun Klettersteig im Salzkammergut (Österreich)
Der Obertraun Klettersteig zwischen Hallstatt und Bad Aussee ein kurzer Übungsklettersteig und mit A/B bewertet. Insgesamt sollten 1,5 Stunden eingeplant werden.
- Der Schützensteig am Königssee in Bayern (Deutschland)
Extra für Familien wurde am Kleinen Jenner der Schützensteig am beliebten Königsee eingerichtet. Per Seilbahnunterstützung geht es in einer knappen Viertelstunde zum Einstieg des mit B bewerteten Steigs. Einplanen solltet ihr etwa 1,5 Stunden.
- Die Via Ferrata Colodri am Gardasee (Italien)
Am Gardasee ist der Colodri-Klettersteig der Klassiker für Familien und daher auch im Sommer stark frequentiert. Es heißt also: Früh starten. In Italien gibt es vor allem in den Dolomiten zahlreiche nicht zu schwere Klettersteige (z.B. zur Cirspitze). Aufgrund ihrer Länge sind die Klettersteige allerdings nur für ausdauernde Kinder zu empfehlen.
- Übungsklettersteig am Staubecken Latschau im Montafon (Österreich)
Klein aber fein empfiehlt sich dieser Klettersteig ideal für Familien. Die reine Kletterzeit beträgt etwa 45 Minuten und ist daher perfekt, damit auch Neulinge in den Klettersteigsport hineinschnuppern können.
- Der Übungsklettersteig im Pillerseetal (Österreich)
Kurz (ca. 15 Minuten) und mit wenig Zu- und Abstieg ist dieser Übungsklettersteig ideal, wenn die ganze Familie sich einmal am Klettersteig ausprobieren will.