Was ist ein Klettersteig?
Ein Klettersteig ist ein gesicherter Kletterweg der an Felswänden oder entlang von meist steilen Felspassagen errichtet ist.
Stahlseile, Eisenleitern, Eisenstifte, Klammern und Seilbrücken erleichtern den Aufstieg.
Ein Klettersteig wird mithilfe eines Klettersteigsets (Sicherung) begangen.
Wie sichert man sich am Klettersteig?
Am Klettersteig sicherst du dich mithilfe eines am Klettergurt eingebundenen Klettersteigsets.
Das Set verfügt über zwei Lastenarme mit je einem Karabiner, einer Schlaufe und einem Bandfalldämpfer.
Mit den beiden Karabinern hängst du dich am Stahlseil ein, um gegen Absturz gesichert zu sein.
Der Bandfalldämpfer bremst dich im Falle eines Sturzes, indem das vernähte Bandmaterial langsam und kontrolliert aufreißt.
Kinder können am Klettersteig zusätzlich mit einem Seil nachgesichert werden.
Was ist ein “Via Ferrata”?
Via Ferrata bedeutet wörtlich „Eisenweg“ und ist die italienische (und internationale) Bezeichnung für einen Klettersteig. Der Name bezieht sich auf die zahlreichen Unterstützungen in Form von Eisentritten, Leitern oder Klammern.
Manche Klettersteige sind regelrecht mit Eisen „zugepflastert“, um den Aufstieg so komfortabel wie möglich zu machen.
Die Eigenschaften eines Klettersteigs
- Ein Klettersteig hat einen fest definierten Beginn (z.B. mit Informationstafel am Einstieg) und ein klares Ende (z.B. Gipfel oder Hinweisschild).
- Meist durchgängig mit einem Stahlseil zum Einhängen versichert, sofern es das Gelände erfordert.
- Die Versicherungen sind auf die Nutzung mit einem Klettersteigset ausgelegt.
- Klettersteiggeher nutzen das Klettersteigset zur Absicherung.
- Klettersteige zeichnen sich durch technisch interessante Kletterstellen aus.
- Die Begehung erfolgt nur im Aufstieg. Es gibt einen separaten Abstieg (z.B. Wanderweg)
- Viele Klettersteige wurden in den letzten 30 Jahren angelegt.
- Oft ist für die Eintragungen ein Steigbuch angelegt
- Am Klettersteig ist nicht der Gipfel, sondern der Weg dorthin das Ziel
Unterschiedliche Klettersteige
Man unterscheidet Sportklettersteige, Klassische Klettersteige und versicherte Steige.
- Sportklettersteige sind oft künstlich angelegt, durchgehend versichert und stellen den sportlichen Aspekt in den Vordergrund.
Für die Begehung sind ein Klettersteigset sowie – je nach Schwierigkeit und Gelände – eine gute Kondition notwendig. Sportklettersteige verfügen manchmal über spektakuläre Seilrutschen oder Hängebrücken hoch über dem Abgrund.
- Klassische Klettersteige sind weniger steil und versprechen eher Genuss als sportliche Herausforderung. Ein Klettersteigset ist in jedem Fall nötig.
- Versicherte Steige sind per se keine Klettersteige. Sie befinden sich oft auf alpinen Wanderrouten und unterstützen den Wanderer auf schwarzen Bergwegen an steilen oder ausgesetzten Stellen.
Bewertung der Schwierigkeit eines Klettersteigs
Im deutschsprachigen Raum hat sich für die Einteilung der Schwierigkeit von Klettersteigen die Skala von Kurt Schall durchgesetzt. Sie teilt Klettersteige von A bis E ein.
Inzwischen gibt es aber auch extrem schwere Klettersteige die mit der Schwierigkeit F bewertet sind:
Klettersteig Gosauschmied Hammer im Dachsteingebirge
Klettersteig Postalmklamm in der Nähe des Wolfgangssees im Salzburger Land
Arena-Variante des Klettersteigs Bürgeralm in der Hochschwab-Gruppe in der Steiermark.
Doch das ist noch nicht alles:
Auf Gran Canaria wurde im Jahr 2012 sogar ein mit G bewertetet extremer Klettersteig mit dem Namen Ferrata Extraplomix errichtet.
Andere (weniger gängige) Schwierigketskalen
Übrigens trifft man in manchen Klettersteigführern auch auf die weniger gebräuchliche Hüsler-Skala (K1, K2, K3) oder die Skala von Paul Werner (KS1, KS2, KS3 etc.).
Klettersteigset Test
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Schwierigkeitsgrade im Detail
Im Topo eines Klettersteigs sind die Schwierigkeiten jeweils für die einzelnen Bereiche des Klettersteigs angegeben.
A (wenig schwierig): flaches Gelände mit wenig ausgesetzten Passagen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. An A-Klettersteigen sieht man oft geübte Geher, die ohne Klettersteigset unterwegs sind. A-Steige sind für Anfänger zu empfehlen.
B (mäßig schwierig): Steileres, felsiges Gelände mit ausgesetzten Stellen. Kraft und Ausdauer nötig. Für Anfänger mit guter Kondition und Kraft aber in der Regel gut machbar.
C (schwierig): länger ausgesetzte und steile Stellen. Oft ist ein längerer Zustieg nötig. Evtl. zusätzliche Sicherung für Ungeübte und Kinder nötig. Trittstifte vorhanden, aber teils in großem Abstand. Gute Kraft und Ausdauer für teils anstrengende Züge nötig. Schwierigkeitsbewertung (ohne Sicherung): UIAA 4. Für Anfänger gerade noch geeignet.
D (sehr schwierig): Senkrechtes bis überhängendes Klettergelände stellt hohe Anforderungen an physische und psychische Fähigkeiten. Trittstifte teils in sehr großem Abstand. Kleinere Kletterstellen (UIAA 2) müssen teilweise ohne Sicherung überwunden werden. Nur für erfahrene Klettersteiggeher mit Kraft und Ausdauer.
E (extrem schwierig): Durchgehend schwieriges Gelände mit senkrechten und überhängenden Stellen. Kraftanforderungen an Arme und Beine enorm und nur für wirklich geübte und versierte Klettersteiggeher zu empfehlen und wenn Klettersteige mit der Schwierigkeit D souverän gemeistert werden.
F (schwieriger als extrem schwierig): Kletterkönnen obligatorisch, da Reibungsklettern an vielen Stellen nötig. Sonst steil, ausgesetzt und überhängend.
G (höchste Schwierigkeit): Solide Sportkletterfähigkeiten bzw. Fähigkeiten im technischen Alpinklettern nötig.
Wichtige Kriterien für die Tourenplanung
Neben der Bewertung der Klettersteigschwierigkeit spielen auch folgende Kriterien eine Rolle bei der Tourenplanung:
- Länge des Klettersteigs
- Zeit für den Zustieg und Abstieg
- Zu bewältigender Höhenunterschied
- Exposition (Achtung bei langen, südlichen ausgerichteten Klettersteigen im Sommer – Hitzegefahr)
- Ausgesetztheit (Schwindelfreiheit nötig!)
Jeder Klettersteig ist anders und verfügt über andere Möglichkeiten, die Fortbewegung zu erleichtern:
- Eisenstifte
- Klammern
- Leitern
- Seilbrücken
- Seilrutschen
- Künstlich in den Felsen geschlagene Tritte und Griffe
Was macht Klettersteige so interessant?
Eine Klettersteigtour bietet auch Menschen, die keine Klettererfahrung haben die Möglichkeiten felsige Routen in alpinem Gelände zu begehen.
Eine Tour am Klettersteig ermöglicht ein tolles Naturerlebnis und spektakuläre Ausblicke verbunden mit einer sportlichen Herausforderung.
Es gibt Klettersteige, die in luftiger Höhe über einen Wasserfall führen (z.B. der Stuibenfall-Klettersteig im Ötztal in Österreich) oder unterirdisch durch eine Klamm über einen tosenden Bach (z.B. der Höllrachenklettersteig im Stubaital).
Klettersteige sind für viele ambitionierten Sportler ein echter Kick und ein herausforderndes sportliches Erlebnis.
Unterschiede zwischen einer Wanderung und einem Klettersteig?
Eine Klettersteigtour ist irgendwo zwischen einer Wandertour und einer Klettertour einzuordnen. Sie ist aber nicht mit einer Wanderung zu vergleichen, da größere Anforderungen an Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Kraft bestehen.
Am Klettersteig ist die eigene Sicherung mittels Klettersteigset nötig, während bei einer Wanderung vor allem gutes Schuhwerk wichtig ist.
Am Klettersteig bist du an einem (künstlich) angelegten Steig unterwegs.
Beim Wandern bist du auf markierten Wanderwegen unterwegs, kannst aber bei schwierigen Bergwegen (schwarze Markierung) auch auf einen versicherten Steig treffen. Dabei unterstützt an steilen und ausgesetzten Stellen ein Drahtseil den Aufstieg und dient als Geländer oder Handlauf.
Wenn du Spaß an versicherten Steigen hast, ist der nächste Schritt vielleicht eine Tour am klassischen Klettersteig der Schwierigkeitsstufe A, den du mithilfe eines Klettersteigsets begehst.
Ausrüstung für den Klettersteig
1. Klettersteigset
Moderne Klettersteigsets haben eine Y-Form und bestehen aus einer Einbindeschlaufe, zwei Lastenarmen mit Karabinern und dem Bandfalldämpfer. Achte beim Kauf darauf, dass sich die Karabiner bequem bedienen lassen.
Klettersteigsets sind nach der Klettersteigset-Norm EN 958 zertifiziert und für einen Gewichtsbereich von 40 bis 120 Kilogramm geeignet.
Leichtere Personen sollten nachgesichert werden.
Nach einem Sturz muss das Klettersteigset zwingend ausgetauscht werden.
2. Klettergurt
Meist kommt ein Hüftgurt zum Einsatz, bei Kindern ist aufgrund des Schwerpunkts aber auch ein Komplettgurt, der über die Brust geht, zu empfehlen. Der Gurt muss dir vor allem Bewegungsfreiheit ermöglichen. Hohe Ansprüche an Bequemlichkeit sind nicht nötig. Da du im Gegensatz zum Klettern nur kurz in deinem Gurt sitzt. Natürlich kannst du auch deinen bereits vorhandenen Klettergurt nutzen.
3. Kletterhelm
Der Helm muss zum Klettern zugelassen sein. Ob du einen Hartschalen-, Inmold- oder Hybridhelm wählst ist deine Entscheidung. Hybridhelm sind aktuell der beste Kompromiss aus Sicherheit und Gewicht.
4. Rastschlinge
Die Kombination aus Bandschlinge und Schraubkarabiner leistet dir bei kurzen Pausen, zum Beispiel vor einer schwierigen Schlüsselstelle, gute Dienste. Du darfst dich nämlich während der Tour nie in dein Klettersteigset setzen. Dabei kann der Bandfalldämpfer beschädigt werden.
5. Kletterrucksack
Verwende einen Rucksack mit 15 bis 20 Litern Volumen, um Wasser, Proviant, eine leichte Jacke, eine Stirnlampe, Sonnenschutz und ein Erste-Hilfe-Set einzupacken.
6. Festes Schuhwerk
Gut eingetragene Schuhe mit festem Profil, mit denen du gut antreten kannst, sind wichtig. Zu empfehlen sind Bergschuhe der Kategorie B oder B/C. Auch Zustiegsschuhe, die im Kletterbereich eine besondere Sohle haben, können praktisch sein. Turnschuhe sind für einen Klettersteig ungeeignet.
7. Klettersteighandschuhe
Sind nicht zwingend nötig, sind aber draus sinnvoll um deine Handflächen zu schützen.
Alles was Du für den Klettersteig brauchst findest Du hier zusammengefasst:
Voraussetzungen für eine Klettersteigtour
Um einen Klettersteig gehen zu können sind physische und psychische Fähigkeiten nötig. Du benötigst Trittsicherheit und eine gewisse Grundfitness aus Kraft und Ausdauer, um Länge und Höhenunterschied zu bewältigen.
Bei ausgesetzten Klettersteigen ist es wichtig, dass du keine Höhenangst hast, um auch die Schlüsselstellen zu überwinden. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er die Voraussetzungen für einen Klettersteig mitbringt.
Grundsätzlich gilt:
Fange mit kurzen und einfachen Klettersteigen an und steigere dich langsam. Leider muss die Bergrettung immer häufiger ausrücken, um erschöpfte oder überforderte Klettersteiggeher unter schwierigen Bedingungen aus Klettersteigen zu bergen.
Die Gefahren am Klettersteig
Klettersteige bergen objektive Gefahren und Gefahren aufgrund eigener Fehleinschätzung und falscher Planung.
Ein Sturz ins Klettersteigset aufgrund der Fehleinschätzung eigener Fähigkeiten ist die häufigste Ursache für einen Unfall am Klettersteig.
Doch auch mangelnde Fitness, falsche Planung (zu spätes Einsteigen an einem heißen Sommertag) oder kleinere Verletzungen ohne Sturz können das Klettersteigerlebnis trüben.
Unfälle durch Steinschlag sind zwar selten (nur etwa 7% aller Unfälle am Klettersteig), aber möglich. Daher ist ein Helm am Klettersteig Pflicht.
Tipps, um die Gefahren am Klettersteig zu minimieren:
- Trage immer einen Helm.
- Hänge dich immer mit beiden Karabinern ins Stahlseil ein.
- Plane die Tour entsprechend deiner Fähigkeiten und Kondition
- Überrede unerfahrene Klettersteiggeher nie zu einer schwierigen Tour.
- Achte auf den Wetterbericht: Hitze kann zur Hitzeerschöpfung führen, ein nasser Klettersteig birgt Absturzgefahr und ein Gewitter am Klettersteig ist lebensgefährlich. Auch eingeschneite Seile im Frühjahr sind gefährlich.
- Halte Abstand zu anderen Kletterern und überhole nur nach Absprache in geeignetem Gelände.
Welche Schuhe für den Klettersteig?
Hoher Schaft oder Halbschuhe?
Beides geht – wir haben getestet!
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