Kletter- & Bouldertechnik verbessern – 25 Klettertechnik-Tipps.
Klettertechnik auf die Fakten reduziert, einfach, lehrreich und übersichtlich dargestellt. Darum geht es hier auf dieser Seite.
25 Klettertechnik-Tipps
1. Steigen – Klettertechnik 1×1
Richtiges Steigen ist das Fundament Deiner Klettertechnik.
Steige die Tritte präzise mit den Zehenspitzen an. Steige nicht mit dem ganzen Fuß auf den Tritt.
Nur so kannst Du Dich mithilfe Deiner (hoffentlich unerhört enorm ausgebildeten) Körperspannung, über die Zehenspitzen an die Wand ziehen. Um dich dann natürlich aus den Beinen heraus nach oben zu drücken (Punkt 2).
Stehst du mit den Zehenspitzen vs. dem ganzen Fuß auf dem Tritt bist Du wesentlich bewegungsbereiter und kannst Deinen Fuß in alle Richtungen drehen.
2. Nutze die Kraft der Beine
Einen Fehler, den man häufig sieht – der Kletterer schnappt einen Griff nach dem anderen und zieht sich an den Armen die Wand hoch. Die Beine dienen dabei lediglich zur Dekoration und werden kaum belastet.
So geht viel Energie verloren und ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad bist Du ohne Intelligente Beinarbeit verloren.
Du hast vielleicht starke Arme, aber egal wie dünn Deine Beine auch sein mögen sie sind um einiges stärker.
Nutze die Kraft der Beine, platziere deine Füße auf dem Tritt und drücke Dich aus den Beinen heraus nach oben.
3. Auf Reibung steigen
Kein Tritt? Kein Problem.
Wenn keine Tritte vorhanden sind (glatte Reibungs-Platte, Bouldern) ist das Steigen auf Reibung oft die einzige Option. Vertrauen, Technik und Körperspannung machen einen guten Reibungskletterer aus.
Um Grip (Reibung) zu erzeugen ist es entscheidend so viel Gummi wie möglich an die Wand zu bringen.
Steige mit dem gesamten Vorderfuß an die Wand, spanne deine Bauchmuskeln an und vertraue.
Weiche Schuhe ohne steife Zwischensohle und wenig bis keine Vorspannung eignen sich zum Reibungsklettern am besten.
4. Körperschwerpunkt/Hüfte zur Wand
Je weiter der Körperschwerpunkt von der Wand entfernt ist, desto weniger Gewicht lastet auf den Beinen – um Dich in der Wand zu halten müssen so Deine Finger die ganze Arbeit verrichten.
Achte darauf Deine Hüfte so nahe wie möglich an die Wand zu positionieren.
Das gilt als genereller Hinweis – ganz egal was Du gerade machst und in welcher Position Du Dich gerade befindest. Mit etwas Übung und Beweglichkeit in der Hüfte wirst du bald effizienter und ökonomischer klettern.
Das Eindrehen und die Froschtechnik sind zwei weitere Klettertechniken, die unter anderem darauf abzielen den Körperschwerpunkt nahe an der Wand zu halten.
- Kleine Tritte
- Überhang
- Bouldern
- Senkrechte Kletterei
- Anfänger, Könner & Experten
- etc.
5. Eindrehen
Vor allem bei Griffen, die nur seitlich zu belasten sind, wirst Du mit der normalen, frontalen Technik nicht mehr weit kommen. Hier bietet sich das Eindrehen an.
Wie der Name schon sagt drehen wir uns zu einer Seite ein, und stabilisieren so unsere Position.
Bei manchen Zügen wirkt diese Klettertechnik Wunder und es lohnt sich das Eindrehen so lange zu üben bis sie automatisch abläuft. Das Eindrehen kommt relativ oft zum Einsatz. Warum? Weil es so verdammt effektiv ist!
6. Froschtechnik
Diese Klettertechnik verlangt etwas an Beweglichkeit, spart aber jede Menge Kraft.
Dabei wird mit einem Bein hoch angestiegen und dann der Körperschwerpunkt mit Schwung über das “hohe” Bein geschoben (sieht aus wie ein Froschschenkel). Da fast das gesamte Körpergewicht nun auf diesem Bein lastet, haben müde Finger Zeit zum Regenerieren.
Die Froschtechnik kommt vor allem zur Anwendung wenn der nächste Tritt relativ weit oben ist und daher kein Eindrehen möglich ist.
Viele kurze und lehrreiche Videos zum Thema Sichern, Stürzen und Klettertechnik findest Du auf meiner Facebookseite.
7. Nicht Überstrecken – Klettertechnik
In einer Überstrecken Position findest Du Dich meist dann wieder, wenn Deine Konzentration nur beim nächsten Griff liegt und Du auf sauberes Steigen vergisst.
“Zuerst steigen, dann greifen!” – diese Worte werden Dich davor bewahren in eine ungünstige Position zu gelangen. Bist Du erst in einer überstrecken Position, hilft oft nur noch ein Kraftakt, um das Kletter-Schach wieder rückgängig zu machen.
8. Lange Arme
Probiere es selbst aus und häng Dich an den nächstbesten Türstock. Einmal mit gebeugten Armen und ein weiteres mal mit gestreckten “langen” Armen.
Mit gebeugten Armen aktivierst Du zusätzlich zu den Fingerbeugern die Armbeuge-Muskulatur (was meist völlig unnötig ist). Kletterst Du mit langen Armen sind nur Deine Fingerbeuger aktiviert, das spart (nicht nur bei langen Routen) viel Kraft.
Der Unterschied ist deutlich und es wird Dir nicht schwer fallen diesen Klettertechnik-Tipp zu verstehen und zu verinnerlichen. Verwende Ihn so oft Du kannst, ob in einer Rastposition, beim Klippen der Expresse oder immer wieder auch gerne während des Kletterns.
Lange Arme = lange Klettern.
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9. Blick auf den Tritt
Sauberes Steigen und Antreten ist ein Indiz für gute Klettertechnik. Kleine Tritte kannst Du aber nur dann präzise ansteigen, wenn Du den Tritt anvisierst und solange im Fokus behälst bis Dein Fuß exakt platziert ist.
Fixiere den Tritt und lass Ihn nicht mehr aus den Augen bis Dein Fuß steht. Vor allem Anfänger machen häufig den Fehler den Fokus noch vor dem richtigen Platzieren abzuwenden.
Nimm Dir die nötige Zeit und platziere Deine Füße mit Präzision auf den Tritten. Wenn Deine Zehenspitzen richtig positioniert sind, werden auch relativ kleine Tritte gut halten. Körperspannung und solide Bauchmuskeln helfen dabei Deine Beine dahin zu bewegen wo du sie hin haben möchtest.
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10. Heel-Hook und Toe-Hook – Bouldertechnik
So manch schwierige Kletterstelle ist, ohne den Einsatz von Fersen- und Zehen-Hook, gar nicht zu bewältigen. Vor allem beim Bouldern und Klettern in Überhängen, Vorsprüngen und Kanten erspart der Heelhook viel Kraft.
Dank des Heelhooks lassen sich Tritte nutzen, die für das “normale” (frontale) Ansteigen zu hoch bzw. zu weit entfernt sind. Die Ferse wird dabei “verhakt” um sich über die Kraft der Beinbeuge-Muskulatur nach oben zu ziehen.
Beim Kauf von Kletterschuhen sollte auf einen guten Fersensitz geachtet werden. Wer viel bouldert kann zusätzlich auf einen Schuh mit einer extra Gummischicht im Zehenbereich (Toepad) zurückgreifen.
Mehr zu den einzelnen Komponenten eines Kletterschuhs und worauf du beim Kauf achten solltest findest Du in unserem Kletterschuh Guide.
11. Fußwechsel – Bouldertechnik
Beim Klettern oder Bouldern kommt es recht häufig vor, dass Du um weiter zu kommen, einen Fußwechsel durchführen musst. Man kann es mit dem Fußwechsel auch übertreiben, aber dennoch ist es ein absoluter Vorteil diese Klettertechnik gut zu beherrschen. Was ist beim Fußwechsel wichtig:
- Schnelligkeit: erkenne schnell wann ein Fußwechsel Sinn macht und verliere nicht unnötig Zeit.
- Gleichgewicht: übe die Technik bis Du sie im Schlaf beherrschst und während des Wechsels in Balance bleibst.
- Gute Technik schont Gummi: achte auf Präzision damit Deine geliebten Schuhe nicht an der Wand entlang schrubben und kostbaren Gummi verlieren.
12. Nicht zu hoch ansteigen
Ähnlich wie beim Überstrecken bringt Dich ein zu hohes Ansteigen in eine ungünstige Position. Zu hohes Ansteigen blockiert den Kletterfluss, da Du Dich nicht mehr aus den Beinen heraus hochdrücken kannst.
Vermeide diesen Fehler in Deiner Klettertechnik indem Du leichtfüßig kletterst, und dabei lieber einen Tritt zu viel verwendest als einen zu wenig.
- Wenn Du keine Wahl hast und hoch ansteigen musst, dann versuch Deine Hüfte so nah wie möglich an der Wand zu halten. Schiebe dabei die Hüfte über das “hohe” Bein (siehe Froschtechnik).
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13. Scheren / Pendelbein – Klettertechnik
Du hast öfter mit der “Offnen Tür” zu kämpfen? Hier kommt Dein Gegenmittel – das Pendelbein.
Indem Du das “freie” Bein hinter dem Standbein kreuzt verhinderst Du (wie bei der offenen Tür üblich) aus der Wand gehebelt zu werden. Dabei lehnst Du Deinen Oberkörper in die entgegengesetzt Richtung und gewinnst so an Stabilität.
Scheren verhindert die „Offene Tür“
Um den gewünschten Ausgleich zu erzielen reichte es oft schon das freie Bein hängen zu lassen. Wichtig bei dieser Klettertechnik ist, dass der Körperschwerpunkt (die Hüfte) nahe an der Wand bleibt.
14. Dosiert zupacken
Sind immer 100 % Deiner Kraft nötig, um einen bestimmten Griff zu fixieren?
Achte darauf wieviel Prozent nötig sind, um den jeweiligen Griff zu halten. Du wirst überrascht sein, wie oft Du unnötig fest zupackst und dabei Energie vergeudest.
Gegengift – Sturztraining
Hier ist es häufig unsere Psyche, die uns einen Streich spielt. Denn es nicht die fehlende Ausdauer, sondern die Sturzangst die uns die Kraft aus den Fingern saugt.
In stressigen Situationen neigen wir dazu uns an die Griffe zu klammen als würden wir in den sicheren Tod stürzen, was bei gesicherten Sportkletterrouten natürlich nicht der Fall ist.
15. Tief bleiben
Grob lässt sich ein Zug in 2 Abschnitte teilen.
- Zugvorbereitung (Füße werden auf die Zieltritte gestellt)
- Zugausführung (aus den Beinen heraus hochdrücken und den nächsten Griff fassen)
Bei der Klettertechnik “tief bleiben” geht es genau um den Moment dazwischen. In der Zugvorbereitung werden die Füße auf die Zieltritte gestellt.
Hierbei ist es wichtig den Körperschwerpunkt tief zu belassen und in Position zu bleiben. Erst im Zweiten Punkt (Zugausführung) wird aus beiden Beinen heraus aufgestanden.
Je besser die Technik desto fließender ist dieser Übergang. Bei schlechter Technik wird zu früh aufgestanden, dadurch mehr aus den Armen geklettert was in Folge zu einem hastigen und unökonomischen Kletterstiel führt.
16. Seitgriffe und Untergriffe
Damit Seitgriffe und Untergriffe funktionieren erfordern sie eine Verlagerung des Körperschwerpunktes.
Sobald Du auf einen Seitgriff triffst kannst Du Dir bereits überlegen wie Du Deine Position so verändern kannst, dass der Griff auch “zieht”.
Grundsätzlich musst Du dabei Deinen Oberkörper vom Griff weg lehnen während Deine Beine in die entgegengesetzte Richtung drücken.
Triffst Du auf einen Untergriff, ist es wichtig an Höhe zu gewinnen. Denn Untergriffe funktionieren erst ab Brusthöhe richtig gut.
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Aber – wenn Dein Material gut verpackt ist, kannst Du Dich zumindest voll aufs klettern konzentrieren.
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17. Knieklemme – Bouldertechnik
Bei einem Knieklemmer (Kneebar) wird Dein Unterschenkel zwischen zwei Tritten oder Felsstrukturen verspreizt.
Das klingt furchtbar ich weiß – tut aber gar nicht weh (meistens zumindest) und ist eine geniale Technik für einen sogenannten “No-hand-rest”.
Dabei werden Knie und Fußgelenk so zwischen zwei Strukturen eingeklemmt, dass das gesamte Körpergewicht getragen wird und sich beide Hände eine Pause gönnen können.
Ein Kneebar oder ein Knieklemmer sind speziell beim Bouldern häufiger anzutreffen. Aber auch in bestimmten Klettergebieten wie auf Kalymnos oder Norwegen bietet sich diese Klettertechnik an. Halte Ausschau nach Knieklemm-Möglichkeiten!
18. Spreizen (Gegendruck)
Bei Verschneidungen und Ecken bietet die Klettertechnik “Spreizen” ganz natürlich an. Dabei stemmst Du Dich mit je einem Bein (oder beiden Beinen) in die Gegenwand.
Oft sind keine Tritte nötig denn allein der Gegendruck und das steigen auf Reibung reichen aus, um Dich kraftsparend in der Wand zu halten.
Spreizen kannst Du in Verschneidungen aber auch gegen große Tritte, Vorsprünge oder sonstige Strukturen in der Wand.
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19. Stützen und Stemmen
Ähnlich wie beim Spreizen wird auch bei dieser Klettertechnik mit Gegendruck gearbeitet. Hierbei werden statt der Beine, die Arme in die Gegenwand gestützt und gestemmt. Es kann an Griffen oder auf Reibung gestemmt werden.
Fingerkraft ist dazu keine nötig dafür aber eine gehörige Portion Körperspannung.
20. Piazen – Klettertechnik
Beim Piazen geht es wieder um Gegendruck. Der Körperschwerpunkt wird nach hinten verlagert während die Beine unter dem Zug der Arme (Seitgriff oder Riss) nach vorne gegen die Wand gedrückt werden. So kannst Du Dich auch ohne Tritte in der Wand halten.
Körperspannung, Vertrauen und ein gutes Gleichgewichtsgefühl helfen ungemein.
21. Aufstellen und Daumen drauf
Es ist eine Technik, die für kleine Leisten sehr gut funktioniert ABER nicht unbedingt schonend für die Fingergelenke und Ringbänder ist.
Deshalb nur bedingt empfehlenswert. Dabei werden die Finger leicht aufgestellt und zum Schluss kommt noch der Daumen oben drauf.
Im Unterschied zu hängenden Fingern kann (je nach Griff) mit aufgestellten Fingern jedoch deutlich mehr Kraft aufgebaut werden.
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22. Dazu greifen / Doppeln
Ähnlich wie beim Fußwechsel kommt es manchmal zu Situationen, wo wir beide Hände auf einen Griff platzieren müssen.
Wenn nur ein Griff da ist und Du “dazu greifen” musst, solltest Du unbedingt darauf achten genug Platz zu lassen.
Wenn nicht beide Hände auf einen Griff passen (was auch passieren kann) dann ist Fingerarbeit gefragt. Löse Finger für Finger und ersetze die Finger der einen Hand für die der anderen.
Hast Du das geschafft, klettere die Route fertig und such Dir eine mit mehr Griffen 😉
23. Kreuzen
Kreuzzüge ermöglichen flüssiges Klettern und kommen bei sogenannten Traversen (seitlich Klettern) recht häufig vor. Wie der Name schon sagt kreuzt eine Hand hinter oder vor der anderen. Auch die Beine lieben es zu “kreuzen”! Zusätzlicher Vorteil – man spart sich einen Trittwechsel.
24. Der Zwicker – Bouldertechnik
Der Zwicker wird vor allem beim Bouldern im Überhang verwendet. Dabei wirken beide Füße wie eine Zange.
So kannst du dich, vorausgesetzt der Griff ist groß genug, mit den Füßen daran fest-zwicken, um ein Herauspendeln des Unterkörpers zu verhindern.
Eine sehr nützliche Klettertechnik, wenn man bedenkt, dass jedes Pendeln der Beine zusätzlich Kraft kostet.
25. Nix wie durch
Oft macht es Sinn in besonders schwierige Passagen keine Zeit zu verlieren und diese zügig durchzuklettern. Dieser Tipp bezieht sich daher weniger auf gute Klettertechnik als vielmehr auf Kletter-Taktik. Zur Taktik gehören folgende Überlegungen:
- Rastpunkte richtig nutzen: Wo kann ich wie lange rasten?
- Klettergeschwindigkeit anpassen: Schwierige Passagen schnell zu klettern.
- Einhängen der Expressen: aus welcher Position hänge ich ein, eine Expresse auslassen? etc.
Klettersteigset Test
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