Klettersteigset Kaufen – Worauf Du Achten Solltest | 6 Tipps
Ein Klettersteigset besteht aus zwei Karabinern an zwei Lastenarmen, einem Bandfalldämpfer und einer Schlaufe zum Einbinden in den Klettergurt.
Klettersteigset kaufen – kurz zusammengefasst
- Achte beim Kauf vor allem auf geringes Gewicht und eine einfache Bedienung der Karabiner.
- Zusammen mit Kletterhelm und Klettergurt ist dein Klettersteigset die Basis-Ausrüstung für den Klettersteig.
- Der Preis für ein Klettersteigset liegt bei ca. 70-100 Euro
- Die Haltbarkeit eines Sets beträgt je nach Hersteller zwischen drei und zehn Jahren
- Nach einem Sturz muss das Set auf jeden Fall ausgetauscht werden
Worauf solltest Du beim Kauf eines Klettersteigsets achten?
1. Kauf kein altes oder gebrauchtes Klettersteigset.
Seit 2017 gilt eine neue Norm für Klettersteigsets (EN 958:2017). Diese Norm macht Dein Klettersteigset sicherer und schützt dich im Ernstfall vor schweren Verletzungen (Details zur Norm findest Du weiter unten).
Kauf dir keine gebrauchten Klettersteigsets – auch wenn diese günstiger zu haben sind. Investiere in ein neues Set mit der aktuellen und sicheren Norm.
Alle Klettersteigsets die bei renommierten Online Plattformen (wie z.B.
Bergzeit , Bergfreunde…) zu kaufen sind, entsprechen IMMER der aktuellen Norm.
2. Das Gewicht
- Die Leichtgewichte unter den Klettersteigsets wiegen gerade einmal 450 Gramm.
- Schwerere Sets können schon einmal bis zu 700 Gramm auf die Waage bringen.
Ultraleichte Klettersteigsets sind zwar sehr leicht, aber für Einsteiger nicht wirklich gut geeignet, da sich die Karabiner nicht so einfach bedienen lassen.
Klettersteigset Test
Wir haben 17 Sets getestet und die Besten stellen wir im aktuellen Klettersteigset-Test vor.
3. Die Karabiner: Achte auf Bedienkomfort
Für maximale Sicherheit sind die Karabiner in die Lastenarme eingenäht. Die Karabiner solltest Du beim Kauf auf jeden Fall ausprobieren.
Bei den Herstellern haben ganz verschiedene Systeme und Größen etabliert. Ein System mag dir besser liegen als das andere.
Da du auf einer Klettersteigtour die Karabiner hunderte Male betätigst, um dich am Stahlseil ein- und wieder auszuhängen, achte darauf, dass die Karabiner gut in der Hand liegen. Wichtig ist, dass die Handhabung sich einfach anfühlt.
Inzwischen gibt es für besseren Komfort zum Beispiel das einfache One-Touch-Handballensystem.
4. Die Lastenarme: Lang, aber nicht zu lange
Die Lastenarme sind die Verbindung zwischen den beiden Karabinern und dem Bandfalldämpfer. Sie sollten nicht zu weit nach unten hängen. Denn wenn sie zu lange sind, können sie sich verhaken.
Achte darauf, dass immer beide Lastenarme ins Seil eingehängt sind. Nur beim Umhängen darf ein Karabiner gelöst sein. Wichtig ist, dass das Umhängen immer nacheinander und nicht gleichzeitig geschieht.
Lastenarme können entweder starr oder elastisch sein. Starre Varianten bestehen in der Regel aus einem Schlauchband. Deutlich komfortabler sind aber die elastischen Varianten. Hier sind elastische Fasern entweder im Außenmaterial der Lastenarme eingewebt oder im Inneren des Schlauchbandes.
5. Das Drehgelenk: Mehr Komfort, aber auch mehr Gewicht
Bei einigen Klettersteigsets ist am Ansatz der Lastenarme ein Drehgelenk verbaut. Das Gelenk verhindert, dass sich die Äste beim Umhängen verdrehen. Das sorgt für mehr Komfort auf der Tour, macht das Klettersteigset allerdings auch minimal schwerer.
Dieses kleine Extra wird vor allem von Anfängern geschätzt – Fortgeschrittene können gerne darauf verzichten.
6. Der Bandfalldämpfer: Deine Lebensversicherung am Klettersteig
Der wahrscheinlich wichtigste Teil des Klettersteigsets ist der Bandfalldämpfer.
Ein Klettersteigset funktioniert im Notfall aufgrund des Bandfalldämpfers.
Dieser ist normalerweise in einer kleinen Tasche am Klettersteigset angebracht.
Dabei handelt es sich um vernähtes Bandmaterial. Das Nähgarn und die Art und Weise, wie es vernäht wird, sind so gewählt, dass es im Falle eines Sturzes aufgrund der einwirkenden Sturzenergie erst nach und nach aufreißt.
Das fängt den Sturz ab und mindert die Sturzenergie.
Der Bandfalldämpfer reduziert die Verletzungsgefahr, da es zu keinem totalen und abrupten Aufprall kommt. Im gewerblichen Bereich müssen Bandfalldämpfer übrigens jedes Jahr überprüft werden und nach spätestens sechs Jahren ausgetauscht werden.
Klettersteigset Test
Wir haben 17 Sets getestet und die Besten stellen wir im aktuellen Klettersteigset-Test vor.
Klettersteigset – Befestigung am Gurt
Wie binde ich mein Klettersteigset an meinem Klettergurt ein?
Binde Dein Klettersteigset mithilfe eines Ankerstichs an der Einbindeschlaufe des Klettergurts fest (siehe Bild) Die beiden Karabiner kannst Du am Anfang in die seitlichen Materialschlaufen Deines Gurts einhaken.
Wenn Du eine zusätzliche Rastschlinge verwendest, binde sie ebenfalls ein und hake sie in die Materialschlaufen ein.
Wenn Du am Klettersteig angekommen bist, musst Du Deine Ausrüstung anlegen. Such Dir dafür am besten einen Platz, der nicht direkt am Einstieg ist, denn das könnte andere Kletterer behindern. Wichtig ist es außerdem, dass der Bereich nicht Steinschlag-gefährdet ist.
Am Einstieg angekommen – setze zuerst Deinen Helm auf und ziehe erst danach den Klettergurt an – sicher ist sicher.
Der richtige Gurt für den Klettersteig
…ist leicht und lässt sich gut anpassen.
Im Test für Klettersteig-Gurte findest Du die 4 aktuellen Testsieger.
Die Rastschlinge: Sicherheit in der Pause
Die Rastschlinge ist eine Bandschlinge in Kombination mit einem Schraubkarabiner, die bei Pausen zusätzlich in das Stahlseil eingehängt wird.
Einmal eingehängt, kannst Du dich in die Schlinge „reinsetzen“ und deine Arme zu 100 % entlasten.
Muss ich mein Klettersteigset nach einem Sturz austauschen?
Die einfache Antwort lautet: Ja!
Denn nach einem Sturz hat ein Klettersteigset seinen Dienst gemacht und Dich hoffentlich vor allzu schweren Verletzungen bewahrt.
Auch bei einem leichten Sturz, bei dem keine Schäden am Klettersteigset sichtbar sind, muss das Set ausgetauscht werden. Denn es ist Deine Notfallausrüstung und hier darf nicht gespart werden.
Klettersteighandschuhe sind eine wahre wohltat für die Handflächen.
Der Test hat gezeigt: günstige Arbeitshandschuhe funktionieren oft besser als teure Markenprodukte. Die 5 besten Klettersteig-Handschuhe.
Die Haltbarkeit eines Klettersteigsets
Wirklich fixe Normen über die Haltbarkeit von Klettersteigsets gibt es nur für den gewerblichen Gebrauch. Hier muss das Set jährlich überprüft werden und nach spätestens fünf oder sechs Jahren getauscht werden.
Die Angaben der Hersteller zur Haltbarkeit ihrer Sets sind indes sehr unterschiedlich. Deswegen empfiehlt es sich beim Hersteller nachzusehen. Wir haben einen Überblick über die gängigsten Hersteller-Empfehlungen zusammengetragen:
- Black Diamond: 2-5 Jahre. Auch wenn das Set nie benutzt wurde, sollte es nach 10 Jahren entsorgt werden.
- CAMP: Maximale Haltbarkeit 5 Jahre
- Climbing Technology: Maximal Haltbarkeit 3 Jahre
- Edelrid empfiehlt die Sets bei häufigem Gebrauch nach fünf Jahren zu wechseln.
- Edelweiss: Maximale Haltbarkeit 10 Jahre
- LACD: Maximale Haltbarkeit 10 Jahre
- LUCKY by VAUDE: Maximale Haltbarkeit 7 Jahre
- Mammut: Maximale Haltbarkeit bis zu 7 Jahren, wenn das Set nur 1-2 mal pro Jahr benutzt wurde
- Ocun: Maximale Haltbarkeit bis zu 10 Jahren
- Simond: Maximale Haltbarkeit bis zu 7 Jahren
- Skyolotec: Die maximale Haltbarkeit beträgt zwischen 6 und 8 Jahren
- Stubai: Maximale Haltbarkeit bis zu 5 Jahre
Die Übersicht zeigt, dass manche Hersteller die Haltbarkeit ihrer Sets doppelt so lange einschätzen, wie andere. Dieser Faktor kann natürlich auch beim Klettersteigset-Kauf berücksichtigt werden. Denn gib lieber ein paar Euro mehr aus, wenn Du das Set deutlich länger nutzen kannst. Natürlich immer vorausgesetzt, dass Du nicht stürzt.
Tipp: Auch wenn es verlockend sein mag, kaufe nie ein gebrauchtes Klettersteigset. Denn Du weißt nie, wie mit dem Set umgegangen wurde und was es schon aushalten musste. Geh hier bitte auf Nummer sicher und investiere in ein neues Set mit entsprechender Herstellergarantie.
Welche Ausrüstung zum Klettersteiggehen?
Neben dem Klettersteigset benötigst Du für eine sichere Tour vor allem einen Klettergurt zum Einbinden und einen Kletterhelm. Dazu kommt sportliche Kleidung, festes Schuhwerk und evtl. Handschuhe. Bei den Handschuhen können es aber gerne Garten- bzw. Arbeitshandschuhe aus dem Baumarkt sein.
In einen Rucksack (ca. 25 – 35 Liter) packst du weiteres Equipment, wie Sonnenschutz und Regenschutz, Proviant, etwas zu Trinken, ein Erste-Hilfe-Set, evtl. einen Biwaksack, Kartenmaterial und persönliche Gegenstände, wie Handy, Geld oder Ausweise.
Klettersteig-Ausrüstung| 7 Dinge die JEDER braucht!
Alles was Du für den Klettersteig brauchst findest Du hier zusammengefasst:
- Absolut wassserdicht + winddicht.
- Wassersäule von mindestens 20.000 mm.
- Atmungsaktive Membran.
- Die perfekten Allround – Outdoorjacken
Die neue Norm EN 958:2017 für Klettersteigsets
Seit Frühjahr 2017 gilt die Norm EN 958:2017 für Klettersteigsets. Sie löst die Norm EN 958:2011 ab und regelt die Sicherheitsstandards eines Klettersteigsets.
Eine neue Norm war nötig geworden, da es in der Vergangenheit leider immer wieder zu Rückrufaktionen und auch zu schweren Unfällen trotz Klettersteigset gekommen ist.
Mit der neuen Norm haben sich vor allem die Prüfungsverfahren geändert. Sie wurden deutlich erweitert, um den Benutzern von Klettersteigsets mehr Sicherheit zu bieten.
In der Vergangenheit war die Norm nämlich vor allem auf eine „Durchschnittsperson“ mit 80 Kilogramm Gewicht ausgelegt. Für deutlich leichtere und deutlich schwerere Personen galten die Sicherheitsstandards nur unbedingt.
Doch was besagt die Norm nun genau? Die Norm regelt zum Beispiel die Tests, die ein Klettersteigset bestehen muss:
Test Nummer 1: Ein Sturz einer Person mit einem Gewicht von 40 Kilogramm mit einem Bremsweg von maximal 220 Zentimetern und einem Fangstoß von maximal 3,5 kN
Test Nummer 2: Ein Sturz einer Person mit 120 Kilogramm mit einem Bremsweg von maximal 220 Zentimetern und einem Fangstoß von maximal 6 kN
Test Nummer 3: Ein Sturz einer Person mit 120 Kilogramm im nassen Zustand mit einem Bremsweg von maximal 220 Zentimetern und einem Fangstoß von maximal 6 kN. Damit wird garantiert, dass die Sets auch unter Nässe funktionieren.
Test Nummer 4: Ein simulierter Zyklustest für Lastenarme als Ermüdungsprüfung. Dieser Test soll sicherstellen, dass ein vorzeitiges Reißen der Fasern ausgeschlossen ist. Für elastische Lastenarme gilt übrigens eine Grenze von 12kN, bei nicht-elastischen Lastenarmen eine Grenze von 15 kN.
Die Bremslänge wurde von 120 cm auf 220 cm verlängert. Das sorgt dafür, dass ein Sturz auch bei leichten Personen besser abgefangen wird.
Gerade der Test im nassen Zustand ist neu und wurde aufgrund von Erfahrungen in der Vergangenheit zur Pflicht. Denn da führte aufgeweichtes Polyamid im Bandfalldämpfer zum Totalversagen des Klettersteigsets.
Heute ist deshalb Polyamid weitestgehend durch Polyester oder eine Mischung aus Dyneema und Polyester ersetzt.
Neu ist vor allem der veränderte Gewichtsbereich, denn die 2017er-Norm garantiert, dass auch Personen im „Grenzgewichtsbereich“ sicher unterwegs sind.
Das gilt für Personen mit einem Körpergewicht zwischen 40 und 50 Kilogramm und zwischen 90 und 120 Kilogramm. Wer im alten „Gewichts-Normbereich“ liegt, also zwischen 50 und 90 Kilogramm wiegt, kann sein nach der alten Norm zertifiziertes Klettersteigset weiterhin verwenden.
Leichtere und schwerere Personen sollten besser auf ein Klettersteigset umsteigen, das nach der 2017er-Norm zertifiziert wurde.
Welche Schuhe für den Klettersteig?
Hoher Schaft oder Halbschuhe?
Beides geht – wir haben getestet!
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Die 3 besten Schuhe mit hohem Schaft.