Halbseil als Einfachseil verwenden? Einsatzgebiete von Halbseilen

Halbseil kaufen Kletterseil

Nein – Halbseile sollten nicht als Einfachseil verwendet werden. Sie haben eine andere Norm und sind nicht für das Klettern (im Vorstieg) am Einzelstrang ausgelegt. 

Einfachseile haben einen Seildurchmesser von etwa 9,1 bis 10,5 mm.
Bei einem Halbseil beträgt der Seildurchmesser nur zwischen 8,0 und 9,1 mm.

Damit sind Halbseile nicht so robust und aufgrund des geringeren Durchmessers anfälliger auf Schnitte, zum Beispiel an scharfen Kanten oder durch Steinschlag.

Halbseile sind per Norm immer für den Einsatz als Doppelstrang vorgesehen. Das wird auch durch das Symbol „1/2“ an den Seilenden deutlich. 


Verwendung Halbseile kurz zusammengefasst: 

  • Halbseile sollten nicht als Einfachseil verwendet werden.
  • Nur für den Nachstieg können Halbseile auch am Einzelstrang verwendet werden (Dreierseilschaft).
  • Zum Sportklettern sind Halbseile ungeeignet. 
  • Auch zum Toprope Klettern sind Halbseile nicht empfohlen.
  • Halbseile sind robust,  sie sind aber nicht auf häufige Stürze im Vorstieg ausgelegt.

Halbseile sollten im Vorstieg nicht als Einfachseil verwendet werden. 

Nur für den Nachstieg können Halbseile auch als Einzelstrang verwendet werden. Zum Beispiel im Fall einer Dreierseilschaft, wenn man zwei Kletterer unabhängig voneinander nachsichern möchte. 

Bei Halbseilen handelt es sich zwar um robuste Seile, sie sind aber nicht auf häufige Stürze im Vorstieg ausgelegt. Daher sind sie weder zum Sportklettern noch zum Toprope Klettern zugelassen. 

Zum Sport- und Toprope Klettern ist das Einfachseil die einzig richtige Wahl. 


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Warum Halbseile nicht im Einzelstrang verwendet werden sollten

Halbseile sind darauf ausgelegt, dass immer zwei Seile gemeinsam verwendet werden. Entweder im Doppelstrang oder in der Halbseiltechnik. Ihre Konstruktion ist nicht für die Belastungen im Vorstieg ausgelegt.

Zwar unterliegen sowohl Einfachseile als auch Halbseile der Norm EN 892 für dynamische Kletterseile. Sie werden aber unterschiedlich konstruiert und getestet. 

Testbedingungen sind unterschiedlich

Auch im Test müssen Halbseile weniger aushalten als Einfachseile. 

  • Bei einem Einfachseil wird ein Normsturz mit 80 kg simuliert. 
  • Bei einem Halbseil nur mit 55 kg.

Beide Seiltypen müssen 5 Normstürze aushalten. Hält ein Halb- oder Einfachseil zehn Normstürze aus, wird es als Multisturzseil bezeichnet. Auch die statische Seildehnung darf bei einem Halbseil höher sein und zwar 12 % (statt 10 % wie beim Einfachseil).


Statische Seildehnung ist bei Halbseilen höher.

Das heißt das Seil dehnt sich im Fall eines Sturzes weiter und sorgt so für eine geringere Sturzbelastung (sowohl für den Kletterer als auch die gesamte Sicherungskette). 

Zusätzlich hilft die erhöhte Seildehnung weil beim Alpinklettern eine körperdynamische Sicherung nur sehr bedingt möglich ist (da der Sicherer am Stand eingebunden ist).


Halbseile sind dünner und nicht für jedes Sicherungsgerät geeignet. 

Außerdem ist es mit einem dünnen Seil etwas schwerer zu sichern. Denn das Seil läuft mit weniger Reibung durch das Sicherungsgerät. Das kann dazu führen, dass die Bremswirkung mancher Sicherungsgeräte (zum Beispiel Petzl Grigri oder Mammut Smart) reduziert wird.

Das heißt: Ein gutes, neues Halbseil würde problemlos einen Sturz halten. Ein Halbseil ist aber nicht auf häufige Stürze, wie das beim Sportklettern der Fall ist, ausgelegt. 


Die Halbseiltechnik

Bei der Halbseiltechnik wird immer nur ein Seilstrang in einen Karabiner als Zwischensicherung eingehängt. Der Sinn ist es, Reibung zu verringern und die Seilführung im alpinen Gelände zu optimieren.

Auch die Kräfte, die auf die Zwischensicherungen wirken, werden reduziert und das Nachkommen kann für den Nachsteiger einfacher werden. 

Die Halbseiltechnik erfordert einen Tuber als Sicherungsgerät, da die zwei Stränge unabhängig voneinander geführt werden. Gängig sind der ATC Guide oder Petzl Reverso. Andere Sicherungsgeräte sind für diese Technik nicht geeignet.

Wird die Halbseiltechnik verwendet, muss jedes Halbseil für sich natürlich stark genug sein, um den Sturz zu halten. Denn das zweite Seil greift bei einem Sturz erst später als Redundanz.

Bei “normalen” Verhältnissen ist dies bei einem Halbseil kein Problem. Problematisch wird es erst bei besonderer Belastung, zum Beispiel durch scharfe Kanten oder bei Steinschlag der das Seil beschädigt. 


Theoretisch lässt es sich mit einem Halbseil im Vorstieg klettern

Halbseile sind robust. Einem Sturz im Vorstieg würden sie mit Sicherheit standhalten. 

Warum ist das wichtig: Wenn es im Vorstieg bei Halbseiltechnik zu einem Sturz kommt, fängt erstmal nur einzelner Seilstrang den Sturz ab, je nach Abstand der Sicherungspunkte wird der zweite Seilstrang erst später oder gar nicht belastet. 

Wenn der erste Seilstrang reißen würde (z.B. Scharfkanten Belastung), kommt der zweite Strang als Redundanz ins Spiel und fängt den Sturz ab. 

Je schwerer ein Kletterer ist, desto mehr Belastung wirkt aber im Fall eines Sturzes auf das Seil. Wer ein Halbseil zum Toprope-Klettern benutzen würde, würde es sehr schnell verschleißen.

Außerdem könnte es bei einem Unfall zu rechtlichen Konsequenzen kommen, da Halbseile offiziell nicht zum Klettern im Einzelstrang zugelassen werden.


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Halbseil zum Sportklettern ?

Nein! Ein Halbseil darf gemäß Norm EN 892 zum Nachsichern eines Kletternden im Einzelstrang eingesetzt werden. Zum Sichern eines Vorsteigers beim Sportklettern ist es daher offiziell nicht zugelassen.

Beim Sportklettern – im Gegensatz zum Alpinklettern – kommen Stürze deutlich häufiger vor. 

Ein Halbseil darf nur im Doppelstrang zum Sportklettern verwendet werden.
Das ist aber erstens nicht im Sinne der Erfinder und zweitens unpraktisch. Beim Sportklettern ist die richtige Wahl ein Einfachseil.


Halbseil – Die Anwendungsgebiete

Halbseile werden beim Klettern dort verwendet, wo zwei Seile aufgrund der Redundanz für mehr Sicherheit sorgen und Vorteile beim Abseilen haben. Klassische Einsatzgebiete sind daher Mehrseillängen, alpine Klettertouren sowie das Eisklettern. Bei letzterem solltest du auf eine Imprägnierung achten.

Für das Klettern in einer Dreierseilschaft sind Halbseile ebenfalls die Seile der Wahl. Denn Halbseile sind dafür zugelassen Nachsteiger im Einzelstrang zu sichern. 

Redundanz
Zwei Seile sind in jedem Fall sicherer als ein Seil. Wird im alpinen Gelände ein Seil durch eine Kante oder einen Steinschlag beschädigt, habt ihr immer noch das zweite Seil als Redundanz. 

Gerader Seilverlauf
Auch wenn der Verlauf der Route nicht gerade ist, und man eher im Zickzackkurs klettern muss, bieten Halbseile die Möglichkeit den Seilverlauf zu begradigen. 

Abseilen
Die Verwendung von Halbseilen hat im Gegensatz zu Einfachseilen auch beim Abseilen große Vorteile. Zum Abseilen werden die Seile einfach aneinander geknotet und du bist so fast doppelt so schnell. Schnelligkeit bedeutet im alpinen Gelände auch Sicherheit.


Ein Halbseil für Hochtour oder Gletschertour verwenden?

Ein Halbseil für eine Hochtour am Gletscher zu verwenden ist nicht empfehlenswert. Vor allem bei Hochtouren mit Felskontakt ist ein Einfachseil einem Halbseil immer vorzuziehen.

Durch den dünnen Mantel hält ein Halbseil geringeren Belastungen stand. Zudem wird ein Seil bei Gletschertouren häufig nass, was die Kapazität des Seils zur Aufnahme von Energie ebenfalls reduziert und im Falle eines Sturzes schlimme Konsequenzen haben kann.

Bei Gletschertouren ohne Felskontakt ist die Verwendung eines Halbseils möglich.
Sobald jedoch der Schnee verlassen wird, und man im felsigen Gelände unterwegs ist, dann sind entweder ein Einfachseil oder zwei Halbseile zu verwenden.

Am besten ein dünnes Einfachseil verwenden, dann bist du auf der sicheren Seite und kannst das Seil vielfältig einsetzten. 


Zwei Halbseile verbinden – welcher Knoten ist der richtige?

Zum Abseilen ist es möglich, sowohl Zwillingsseile als auch Halbseile im Einzelstrang zu nutzen. Das verringert den Zeitaufwand beim Abseilen enorm.

Dazu werden die beiden Seile zu einem langen Seil verbunden. Der richtige Knoten dafür ist der Sackstich.

Er ist einfach und kompakt und wandert beim Abseilen einfach über eine Kante. Ein doppelter Spierenstich, wie es zum Beispiel in den USA beim Abseilen gängige Praxis ist, verheddert sich dagegen leichter an den Kanten.

Wichtig ist beim Sackstich auf genügend lange Enden zu achten, damit sich die Seilenden nicht in den Knoten einziehen und ihn damit lösen.


Mehrseillängen-Klettern Lernen

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